Geschichtlicher Hintergrund: Der historische Hintergrund des Sturm und Drang ist identisch mit demjenigen der
Aufklärung, da sich diese beiden Epochen zeitlich überschnitten. Anders als in der Aufklärung versuchten die Stürmer und Dränger jedoch nicht sich alles zu erforschen und zu erklären, sondern versuchten das genaue Gegenteil zu erreichen, nämlich die
rationale Durchdringung der Welt zu stoppen. Aus der damaligen Sicht war der Optimismus, der in der Aufklärung durch all die neuen Erkenntnisse aufkam, eine Verharmlosung der noch immer ernsten Situation und behinderte auch die freie Entfaltung der Menschen. Darin sahen die Anhänger des Sturm und Drangs dann auch den Sinn des Lebens:
In der freien Entfaltung des Individuums. Um dieses Ziel zu erreichen, mussten sie sich
gegen damaligen Herrschaftsformen und die Ständegesellschaft zur Wehr setzen.
Themen der Epoche: Der Sturm und Drang kann als
Gegenbewegung zur Aufklärung angesehen werden, da er versucht, das Rationale zu stoppen und dafür sehr stark mit
Gefühlen zu arbeiten. Die Gefühle sind die Sprache des Herzens und diese soll ausgedrückt werden. Um diese
individuellen und subjektiven Ansichten auszudrücken, war ein gewisses Mass an Egoismus von Nöte, was dazu führte, dass in dieser Epoche das Individuum wichtiger war als die Gesellschaft. So genossen die Dichter in dieser Zeit sehr hohes Ansehen und galten als
Universalgenies, denen alles erlaubt war. Dies ermöglichte es ihnen, mit einer grossen
Kreativität, Idividualität und Freiheit ans Werk zu gehen. Diese Verherrlichung der Dichter fhrte dazu, dass diese das Gefühl hatten, sie seien wie Gott : Einzigartig, schöpferisch und überlegen. Dieser übersteigerte Drang der Selbstverwirklichung und Freiheit führte jedoch oft zu
Konflikten zwischen dem Individuum und den bestehenden Regeln der Gesellschaft. Dieser Konflikt wurde in vielen Dramen dieser Zeit thematisiert.
Zwei weitere Themen war im Sturm und Drang von zentraler Bedeutung. Zum einen die Natur, welche sehr oft als Inspirationsquelle genutzt wurde, und zum anderen die antiken Helden wie beispielsweise Prometeus, die häufig zu Hauptdarstellern in Werken der Sturm und Drang Literatur gemacht wurden.
Formale Besonderheiten: Damit die Gefühle und die Individualität möglichst gut übermittelt werden konnten, waren
expressive Stilmittel von Nöten. Daher waren beispielsweise Interjektionen, unvollständige Sätze, Gedankenstriche, Wiederholungen und
Ellipsen äusserst wichtig. Damit die Individualität und der Geniekult der Dichter noch besser zur Geltung kam,
widersetzten sie sich auch der Regelpoetik und schrieben sehr oft in
freien Versen und in
offenen Formen des Dramas.
Repräsentative Werke und Autoren: "Die Leiden des jungen Werther" und "Prometeus" von Johann Wolfgang von Göthe, "Die Räuber" von Friedrich Schiller, "Lenore" von Gottfried August Bürger, "Die Kindermörderin" von Heinrich Leopold Wagner, "Die Soldaten" von Jakob Michael Reinhold Lenz
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