Epochen: Realismus (1850 - 1895)

Geschichtlicher Hintergrund: Der Bewegung des Vormärz führte dazu, dass Staatskanzler Metternich zurück trat und die Zensur gelockert wurde. Dennoch erwies sich dieser Erfolg als Tropfen auf einen heissen Stein, denn die Forderungen nach Einheit und politischer Freiheit blieben nach wie vor unerfüllt. Aufgrund dieser Entwicklung wich der Optimismus und die Revolutionsbereitschaft der Gesellschaft einer nüchtern und sachlichen Betrachtung der Gegenwart. Dies wiederspiegelte sich dann auch in der Literatur, denn es begann die Bewegung des Realismus. Wie der Name schon sagt, geht es dabei um die Abbildung der Wirklichkeit. Allerdings gab es dabei zwei grundlegend verschiedene Formen: Der französische Realismus und der bürgerliche Realismus. Der französische Realismus machte es sich zur Aufgabe, die Realität so minutiös und detailliert wie nur irgendwie möglich wieder zu geben. Im Gegensatz dazu steht der Bürgerliche Realismus, der zwar auch die Wirklichkeit darstellt, allerdings in Form einer künstlerischen Gastaltung der Stoffvorlage.

Themen der Epoche: Da der französische Realismus nur die Wirklichkeit wiederspiegelte, gab es weder eine grosse Themenvielfalt noch besondere formale Merkmale. Es wurden oft die sozialen Missstände, die immer noch vorherrschten, aufgezeigt.
Beim bürgerlichen Realismus gab es zwei starke Tendenzen bei der Themenwahl: Den Regionalismus und den Historismus. Die Autoren mieden die grossen gesellschaftlichen Themen und Probleme der damaligen Zeit und befasst sich derweil lieber mit ihrer Heimat und den dazugehörigen Landschaften und Menschen (Regionalismus) oder mit der Vergangenheit (Historismus). Im Zentrum der Geschichten steht immer das Individuum, das in einem Konflikt mit der Gesellschaft steht.

Formale Besonderheiten: Im bürgerlichen Realismus gab es einige besondere stilistische Merkmale. So wurde beispielsweise oft mit dem verklärenden Element gearbeitet. Dieses ist die künstlerische Freiheit der bürgerlichen Realisten, die damit die an sich unerträgliche Wirklichkeit etwas erträglicher machen wollten. Dazu verwendeten sie oftmals Ironie und Satire, aber auch der künstlich geschaffene Konflikt des Individuums mit der Gesellschaft und der Standeszugehörigkeit gehört zu diesem verklärenden Element.
Häufig verwendete literarische Gattungen waren der Roman, die Novelle und die Dramen. Vor allem die Novelle war typisch für den bürgerlichen Realismus, denn auch bei einer Novelle muss der Kern der Realität entsprechen und der Rest darf vom Dichter dazu erfunden werden, also wieder dieses verklärende Element, das so typisch ist für den bürgerlichen Realismus.

Repräsentative Werke und Autoren: "Das Amulett" von Conrad Ferdinand Meyer, "Der Schimmelreiter" von Theodor Storm, "Der Stechlin" und "Effi Briest" von Theodor Fontane, "Max und Moritz" von Wilhelm Busch

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