Geschichtlicher Hintergrund: Nachdem zweiten Weltkrieg wurde Deutschland ja bekanntlicherweise in die BRD und in die DDR aufgeteilt. Aufgrund dieser Teilung gab es auch zwei unterschiedliche literarische Entwicklungen, hier folgt diejenige von Westdeutschland.
Die aus dem Exil zurück gekehrten Autoren hatten in der Bundesrepublik Deutschland erst einmal gar nichts zu melden. Ihr Beitrag zum Aufbau einer demokratischen Kultur war nicht gefragt, denn die Bevölkerung der BRD war noch nicht, bereit die Vergangenheit zu verarbeiten. Direkt nach dem zweiten Weltkrieg war daher die Strömung der Trümmerliteratur sehr beliebt. Diese Bewegung verfasste Kurzgeschichten, die kurze Wirklichkeitsausschnitte zum Besten gaben und somit eine Bestandesaufnahme der in Trümmer liegenden Alltagswelt zeigten. Keiner der Autoren der Trümmerliteratur befasste sich jedoch mit der Suche nach Schuldigen oder versuchten gar Bilanz zu ziehen. Die Rückkehr zur Politisierung der Literatur kam erst 15 Jahre später. In den 60er Jahren wurden vermehrt Werke verfasst, die versuchten, die Shoah zu verarbeiten und Erklärungen zu finden für die Geschehnisse während des zweiten Weltkrieges.
Nach den gescheiterten Studentenaufständen in den 70er Jahren setzte eine Welle der Ernüchterung ein, woraus sich in Westdeutschland eine neue literarische Tendenz heraus kristallisierte, die neue Subjektivität. Die Autoren dieser Bewegung zeichneten sich vor allem dadurch aus, dass sie entweder biografische Werke oder Werke zum Thema der Selbstfindung veröffentlichten. Diese Bewegung war es dann auch, die erstmals den Begriff der Postmoderne, der heute noch aktuellen literarischen Bewegung, aufwarf.
Themen der Epoche: Da die meisten Autoren der Trümmerliteratur selber
Kriegsheimkehrer waren, fanden vor allem die Themen
Krieg, Heimkehr und Trümmer Unterschlupf in den Werken dieser Bewegung. Die Autoren versuchten,
die Wirklichkeit kritisch zu durchleuchten, und so auf die
Kriegsfolgen hinzuweisen. Damit wollten sie sicherstellen, dass es
keine Flucht in die Idylle gab. Aus diesem Grundgedanke heraus entstand eine Literatur, die damals nur sehr schwer verdaulich war. Dies deshalb, weil die Trümmerliteratur eine Tendenz zur
Ästhetik des Hässlichen aufwies und darin Themen wie die
Undankbarkeit, die Verzweiflung, die Sinnlosigkeit und der Mangel an alltäglichen Dingen thematisierte.
Die Bewegung der neuen Subjektivität befasst sich hauptsächlich mit dem eigenen Ich. Dies führte zu vielen autobiografischen Texten oder zu Themen wie Selbstfindung oder persönliche Eindrücke und Erfahrungen. Aber auch das Umweltbewusstsein oder die Frauenbewegung wurden zu prägenden Themen der Bewegung.
Formale Besonderheiten: Vom formellen Aspekt her betrachtet, wies vor allem die Trümmerliteratur viele Merkmale auf. Sie war geprägt durch eine realistische und unverschönerte Darstellung und dies führte dazu, dass oft kurze und einfache Sätze verwendet wurden. Dieser nüchterne und lakonische Stil war auch der Grund, dass die Trümmerliteratur oftmals monoton wirkte, was auch an den vielen Wiederholungen lag, die typisch waren für die damalige Literatur.
Bei der neuen Subjektivität war die gefühlsbetonte Sichtweise der Dinge zentral, sowie das verwenden der Alltagssprache.
Repräsentative Werke und Autoren: "Ansichten eines Clowns" von Heinrich Böll, "Draussen vor der Tür" von Wolfgang Borchert, "Die Todesfuge" von Paul Celan, "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch, "Die Blechtrommel" von Günter Grass
Labels: Alltagssprache, autobiografisches Schreiben, BRD-Literatur, Heimkehr, Krieg, neue Subjektivität, Selbstfindung, Shoah, Tod, Trümmerliteratur, zweiter Weltkrieg