Autor Philip Schlesinger geht in diesem Artikel der Frage nach, ob der britische Journalismus in der Krise steckt und wer denn eigentlich definiert, was eine Krise ist. Ausgangslage für seine Argumentation ist die Tatsache, dass er London sowohl als politisches als auch als massenmediales Ballungszentrum von Grossbritannien bezeichnet. Im Vergleich zu andern Orten, habe es dort sehr viele grosse Zeitungspublikationen, die eine grosse Reichweite erlangen würden. Zudem beobachtet er in der britischen Medienlandschaft einen Trend in Richtung Tabloidisierung, was mit einer zunehmenden inhaltlichen und darstellerischen Vereinfachung der journalistischen Inhalte einhergeht. In Kombination damit sieht Schlesinger auch die Lancierung der Gratiszeitungen, die bei der jungen Generation das Gefühl auslöst, dass eine Zeitung kostenlos sein müsse.
In der Folge beschreibt Schlesinger die Argumente derjenigen, die von einer Krise des Journalismus sprechen. Jene Exponenten sehen eine stetig zunehmende Fixierung der Medien auf Stars und Sternchen, genauso wie sie auch einen Trend beobachten, dass immer mehr persönliche und intime Dinge in den Medien breitgetreten werden (Stichwort: Voyeurismus). Ein Kernelement der Argumentation für eine Krise im britischen Journalismus ist das Spin Doctoring. Seit den 1970er Jahren, als Maragert Thatcher an der Macht war, wird von Seiten der an der Macht stehenden Partei versucht, für die eigenen Partei positive und für die politischen Gegner negative Presse zu generieren. Perfektioniert wurde dieses System unter Tony Blair. Dass die Medien darauf reinfallen und wie von den politischen Exponenten gewünscht über die Entwicklungen im Land berichten, spreche klar für eine Krise des Journalismus. Journalismus in dieser Form sei eine Gefährdung für die Demokratie, da er unglaubwürdig, tendenziös und vereinfachend sei.
Schlesinger sieht jedoch gerade die Argumentation mit dem Spin Doctoring als ein Grund, um von einer Politik-Medien-Krise zu sprechen. Hauptgrund dafür ist die Tatsache, dass die Politik gezielt mit Image-Management und Missinformationen spielt und die Medien diese Tätigkeit teilweise unterstützen, teilweise aber auch anprangern. Das Grundproblem dieser Krise ist eine Glaubens-Frage von Seiten der massenmedialen Rezipienten und den Wählern der politischen Parteien. Diese Argumentation von Schlesinger wird unterstützt durch die Tatsache, dass die Anzahl der Wähler stark zurückgegangen ist und dass auch die Zeitungen immer weniger Leser und Abonnenten aufweisen. Dies spricht seiner Meinung nach für einen Glaubwürdigkeitsverlust sowohl der Politik als auch der Massenmedien.
In dieselbe Richtung wie Schlesinger tendieren auch noch weitere wissenschaftliche Erkenntnisse. Alan Rusbridger hat Journalisten und Politiker zum Verhältnis zwischen Politik und Massenmedien befragt und wenig überraschend sagten die Politiker aus, die Medien hätten die dominierende Rolle inne und umgekehrt.
Ein Beispiel, in dem sich Politik und Medien in die Quere geraten sind, ist der Irakkrieg. Die britische Politik hat sich für die Entsendung von Truppen in die Kriegsgebiete entschieden, obwohl die Bevölkerung dagegen war. In den Medien wurde darüber ziemlich kritisch berichtet und es wurde gar geschrieben, die Politik hätte die Geheimdienstdossiers bewusst eingesetzt, um die Bevölkerung hinters Licht zu führen. Die Politik und die BBC, das führende Medienhaus in Sachen kritischer Berichterstattung im Bezug auf den Irakkrieg, schoben sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe. Ein Untersuchungsbericht gab dann abschliessend der BBC die alleinige Schuld, allerdings zeigten Umfragen in der Bevölkerung, dass diese klar auf Seiten der BBC stand.
Fazit von Schlesinger: Er sieht wenig Grund zur Annahme, dass die in seinem Artikel diskutierten Probleme einfach so verschwinden werden, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert an der Verbindung zwischen Politik und Massenmedien. (fba)
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