Der Autor vertritt die These, dass die Politik von den Massenmedien determiniert wird und sich unsere Gesellschaft daher auf dem Weg in eine Mediendemokratie befindet. Dies begründet er damit, dass sich die Politik an den Massenmedien orientiert, um sich zu präsentieren, wodurch es immer stärker zu einer Überlagerung der beiden Systeme kommt.
In der Folge beschreibt Meyer die Funktionsweise der beiden Systeme. Die Politikform der Demokratie ist auf die Massenmedien angewiesen, um die Wähler über die Ergebnisse zu informieren. Die Medien wollen dagegen Aufmerksamkeit erreichen. Meyer beschreibt zwei Regelsysteme, an denen sich die Massenmedien orientieren:
- Selektionslogik: Diese entspricht den Nachrichtenwerten und erklärt, welche News es in die jeweiligen massenmedialen Publikationen schaffen.
- Inszenierungsform: Die Möglichkeiten der Präsentation der Inhalte.
Die Konsequenz die sich für die Politik aus dieser Funktionsweise der Massenmedien ergibt, führt dazu, dass sich die Politik den Regeln der Medien unterwirft, um die Kontrolle über die Öffentlichkeit zu erlangen. Dies entspricht dem Konzept der Selbstmediatisierung.
Im Weiteren evaluiert Meyer zwei typische Spannungsfelder zwischen der Politik und den Medien. Die Politik behandelt komplexe Themen, die Medien bevorzugen in ihrer Darstellung allerdings einfache und klare Sachlagen. Zudem dauert die politische Prozesszeit sehr lange, die mediale Produktionszeit tendiert dagegen wegen des Internets gegen Null. In der Politik ist diese lange Prozesszeit essentiell, damit alle Exponenten in den Entscheidungsprozess involviert werden können. Bei den Medien hingegen verkommt die Produktionszeit zur Live-Berichterstattung. Der Druck, immer mehr News zu generieren, steigt, denn sobald eine Nachricht veröffentlicht wurde, verliert sie ihren Wert. Für diese Form der Berichterstattung eignen sich vor allem Events, die abgeschlossen sind – also einen klaren Anfang und ein klares Ende haben. Solche Events liefert allerdings der politische Prozess nicht, weshalb dieser für die Medien uninteressant ist. Dies wiederum führt dazu, dass die Politik plötzlich auch Events liefern will, die den massenmedialen Kriterien entsprechen. Symbolhandlungen, Pressekonferenzen und ähnliches sind die Folge.
Meyer steht dieser Entwicklung sehr kritisch gegenüber. Seiner Meinung nach strukturieren die Medien dadurch die Darstellung der politischen Themen, die Auswahl der politischen Kandidaten und die Chancen der Politiker. Das Mediencharisma der Politiker zählt so mehr als die Sachkenntnisse. Somit wird die Selbstmediatisierung der Politiker immer wichtiger. Meyer beschreibt drei Formen davon:
- Event-Politik: Schein-Ereignisse konstruieren, damit die Medien darüber berichten.
- Image-Politik: Die Politiker besuchen oder organisieren bestimmte Events, um sich ein ganz bestimmtes Image aufzubauen.
- Symbolische Scheinpolitik: Die Politiker verstellen sich gegen Aussen. Sie zeigen beispielsweise Interesse an Dingen, die sie im politischen Alltag nicht interessieren.
Das Hauptproblem dieser Entwicklung sieht Meyer für die Bevölkerung: Wie soll der Bürger erkennen, was tatsächlich Realität ist und was nur Selbstdarstellung? Das Fazit, das Meyer zieht, lautet wie folgt: Die Politik büsst unter dem Diktat massenmedialen Logik und der massenmedialen Zeit immer mehr Einfluss ein und verkommt zum Politainment, das primär die Funktion der Unterhaltung erfüllt. (fba)
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