Rezension: Headhunter von Jo Nesbo


"Headhunter" ist der erste Thriller, den ich vom Norwegischen Erfolgsautoren Jo Nesbo gelesen habe. Trotz den vielen positiven Kritiken, die ich über ihn gelesen hatte, muss ich sagen, dass "Headhunter" eine Enttäuschung war. 


Roger Brown ist der beste Headhunter Norwegens und weiss dies zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. Er positioniert seine Leute so, dass er selber davon profitiert. Er spielt also ein doppeltes Spiel, denn niemand weiss, dass er Gemälde seiner Kunden klaut, damit er sich und seiner Frau Diana ein besseres Leben ermöglicht. Mit dem Auftauchen des Holländers Clas Greve kommt Brown mit seinen kriminellen Machenschaften in grosse Probleme. Es kommt zum Duell zwischen Greve und Brown, bei welchem bis zum Schluss nicht klar ist, wer als Sieger hervorgehen wird. 

An den Haaren herbeigezogen
Diese Grundidee hört sich eigentlich nicht schlecht an, doch die Umsetzung war dann doch mangelhaft. Lange Zeit vermag die Spannung nicht so recht aufzukommen und in der Folge wird diese durch das Unrealistische dann auch schnell wieder zerstört. Es gibt zu viele Ungereimtheiten in der Erzählung und auch gewissen Handlungen wirken an den Haaren herbeigezogen und völlig übertrieben, so dass mir teilweise nichts anderes als ein Kopfschütteln blieb.
So taucht Brown auf der Flucht vor Greve beispielsweise in ein Jauchebecken und wird so nicht gefunden. Oder nach einem schweren Autounfall, den völlig überraschend nur Brown überlebte, kommt er in Todesangst doch tatsächlich auf die Idee, sich noch an der Unfallstelle eine Glatze zu rasieren, um den Peilsender, der sich in seinen Haaren befand, zu entfernen. Über die Tatsache, dass ein Rasierapparat in einem Polizeiauto eigentlich nichts zu suchen hat, wird grosszügig hinweggesehen. Dies sind nur einige wenige Beispiele, die aufzeigen sollen, dass Nesbo sich bei dieser Erzählung übernommen hatte. 


Verwirrung und Arroganz statt Spannung und Identifikation
Das gesamte Werk macht auf mich den Eindruck, als wollte Nesbo eine Riesengeschichte kreieren mit vielen Wendungen, bei der man bis zum Schluss nicht weiss, ob Brown überlebt oder nicht. Das hat er auch erreicht, doch durch die vielen Wendungen entsteht eher Verwirrung als Spannung. Aus meiner Sicht hat er sich da etwas zu sehr an Robert Ludlum oder Dan Brown orientieren wollen, doch ist im direkten Vergleich mit den beiden klar unterlegen.
Hinzu kommt noch eine weitere Tatsache, die es schwierig macht, den Thriller zu mögen: Roger Brown ist ein abstossender und arroganter Widerling. Dies macht es dem Leser natürlich extrem schwer, sich mit ihm zu identifizieren. Um die Charakterzüge des Hauptdarstellers zu untermalen, griff Nesbo auch immer wieder auf Beschreibungen und Ausdrücke zurück, die meiner Meinung nach weit unter der Gürtellinie waren. So beispielsweise die Beschreibung des Mordes von Brown an seiner ehemaligen Geliebten Lotte: "Die verräterische Lügnerin hatte das Blei empfangen, das wie ein Phallus geformte Geschoss war in sie eingedrungen, wie ich es einmal getan hatte. Und nie wieder tun würde. Jetzt war sie tot." Irgendwie wünschte ich mir am Ende sogar, dass es auch Brown erwischen würde, was dann aber nicht der Fall war.

Trotzdem habe ich das Buch innerhalb von nur drei Tagen gelesen, denn irgendwie hoffte ich immer, dass da noch mehr kommen würde, etwas dass die vielen Vorschusslorbeeren für Nesbo rechtfertigte. Doch abgesehen von den wirklich gelungenen Beschreibungen der Verhörtechniken und Menschenkenntnissen kam da nichts...
(fba)

Bibliografische Angaben:

Titel: Headhunter
Autor: Jo Nesbo
Seiten: 301
Erschienen: 2010
Verlag: Ullstein
ISBN-10: 3548280455
ISBN-13: 978-3548280455
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