Inhaltsangabe: Sansibar oder der letzte Grund von Alfred Andersch

Inhalt
Das Werk "Sansibar oder der letzte Grund" spielt im Jahre 1937 im Ostseestädtchen Rerik, kurz bevor die deutschen Nationalsozialisten einmarschieren. Zu dieser Zeit (27 Stunden) kreuzen sich in Rerik durch einige Zufälle die Wege von fünf verschiedenen Personen: der Kommunist Gregor, der Fischer Knudsen, dessen Schiffsjunge, die Jüdin Judith, sowie der Pfarrer Helander. 

Pfarrer Helander kommt mit einer Bitte zu Knudsen. Er will, dass dieser ihn und die Skulptur "Der lesende Klosterschüler" ausser Land bringt, da diese Figur auf der Liste der Nazis steht. Knudsen, der Anhänger der roten Partei in Rerik ist, weigert sich dem Pfarrer zu helfen. 
Zur gleichen Zeit erreichen die Jüdin Judith Levin und der Russe Gregor das kleine Städtchen, allerdings aus komplett verschiedenen Gründen. Judith ist auf der Flucht vor den Nazis und folgt dabei dem Rat ihrer Mutter, die ihr Rerik als guten Fluchtort empfohlen hat. Gregor ist im Auftrag der kommunistischen Partei unterwegs und will in Rerik für die Partei werben. Aus diesem Grund trifft er sich mit Knudsen. Bei ihrem geheimen Treffen in der Kirche stellen sie jedoch fest, dass die kommunistische Partei in Rerik keine Zukunft hatte. Zum Einen weil Knudsen nicht mehr für diese handeln, sondern nur noch daran glauben will und zum Anderen weil Gregors Glaube an die Partei erloschen ist und er nur noch einen Gedanken kennt: Flucht.
Zusammen mit Pfarrer Helander, der sich dem Gespräch der beiden anschliesst, versucht Gregor Knudsen zu überzeugen, den Klosterschüler, den Pfarrer und ihn mit seinem Fischerboot ins Ausland zu bringen. Dieser weigert sich allerdings standhaft. Als Knudsen gegangen ist, einigen sich Helander und Gregor, dass sie sich um Mitternacht wieder treffen würden, um den Klosterschüler zu retten, denn Gregor ist überzeugt, dass Knudsen seine Meinung noch ändern wird. 
Judith steht mit beinahe der gesamten Bevölkerung Reriks am Hafen und beobachtet die Ankunft eines Schwedischen Dampfers. Sie beginnt sich grosse Hoffnungen zu machen, dass sie sich der Crew anschliessen und nach Schweden fliehen kann. So entscheidet sie sich, der Crew zu folgen, die im selben Hotel einkehrt, wie sie logiert. In der Bar setzt Judith alles auf eine Karte und macht sich an den Steuermann heran. Dieser ist erfreut über die Gesellschaft der schönen Frau und so gehen sie gemeinsam auf den Dampfer. Dort stellt sich allerdings heraus, dass der Steuermann nichts als leere Versprechungen von sich gegeben hat und so macht sich Judith enttäuscht und hoffnungslos von Dannen. 
Gregor hat in der Zwischenzeit noch einmal mit Knudsen gesprochen, denn dieser hat nun doch noch eingewilligt, den Klosterschüler zu transportieren. Mit dieser guten Nachricht im Gepäck entschliesst sich Gregor Judith anzusprechen, denn er hat sie den ganzen Abend beobachtet und sofort erkannt, was sie vor hat. Diese fürchtet sich zu Beginn vor ihm, merkt dann aber, dass Gregor ihr bei ihren Fluchtbemühungen helfen will. Er führt sie in die Kirche und dort kommen sich die beiden näher. Kurz vor dem Kuss, der erste für Gregor seit Jahren, betritt Helander die Kirche. Dieser leidet in dieser Nacht starke Schmerzen in seinem Bein, welches er sich im Krieg verletzt hat. Er weiss, dass er zu schwach ist, um mit Gregor und Knudsen zu fliehen, doch er will unbedingt sicherstellen, dass der Klosterschüler gerettet wird. So gibt er noch letzte Anweisungen an Gregor und Judith und lässt die beiden in der Folge mit der Skulptur ziehen. 
Wie mit Knudsen abgemacht, begeben sich Gregor und Judith an den vereinbarten Treffpunkt, wo der Schiffsjunge von Knudsen auf die beiden wartet. Zu dritt rudern sie mit dem Beiboot über die Bucht zum Boot von Knudsen. Dieser ist nicht gerade erfreut, dass Gregor Judith mitgebracht hat und deswegen entsteht eine Schlägerei zwischen den beiden. Obwohl Gregor diese gewinnt, gibt es sein Stolz nicht zu, Knudsen zu beten, ihm ebenfalls zur Flucht zu verhelfen. So kommt es, dass Gregor sich verabschiedet und die anderen drei mit dem Klosterschüler nach Schweden fahren lässt. 
Pfarrer Helander befindet sich unter grossen Schmerzen leidend in seinem Büro und sinniert über die Präsenz und Aufgabe von Gott. Er ist wütend auf Gott, denn er leidet seit dem Krieg unter Albträumen, in der die Welt nur trist und grau ist. Nun fasst er den Entscheid, gegen die Nazis zu kämpfen, die bereits an seine Türe geklopft haben, um ihn abzuholen. Er nimmt seine Pistole aus dem Schreibtisch und stirbt im Kampf gegen die Nazis. Doch während er stirbt, ist er glücklich, denn sein Leben ist wieder lebendig geworden. 
Die drei Flüchtlinge sind in Schweden angekommen. Knudsen zeigt Judith den Weg in die nächste Stadt. Der Junge, der seinem Vorbild Huckleberry Finn nacheifert, sieht seine Chance sich aus dem Staub zu machen. Doch nach einem kurzen Ausflug im angrenzenden Wald, entscheidet er sich, wieder zu Knudsen zurückzukehren. 

Charakteranalyse

Junge: Der Schiffsjunge von Knudsen ist 15 Jahre alt und findet Rerik todlangweilig. Er liest viele Bücher, unteranderem die Geschichte von Huckleberry Finn. Aus diesem Grund will der Junge wie Finn fliehen, doch dabei gibt es ein Problem: Er ist noch nicht volljährig und kann nicht ohne die Erlaubnis seiner Mutter auf einem Dampfer anheuern, was sein Traum ist. Er hat eine grosse Wut auf alle Erwachsenen, denn sie trauen sich nichts und wollen keine Risiken auf sich nehmen - seiner Meinung nach. Der Junge hingegen ist sich sicher, dass man mit den Booten der Fischer von Rerik ins Ausland kommen würde, doch sie haben alle Angst. Der einzige Fischer, der dies je versucht hat, ist sein Vater gewesen. Dieser starb jedoch beim Versuch und dennoch oder gerade deswegen, vergöttert der Junge seinen Vater. 
Der Junge ist auch verantwortlich für den Titel des Werks, denn auf er Suche nach Gründen für seine Flucht stolpert er in einem Atlas über die Insel Sansibar. Er entscheidet sich sofort dafür, dass die Insel Sansibar der letzte Grund ist, warum er fliehen will. 

Helander: Helander ist der Pfarrer von Rerik. Er ist im ersten Weltkrieg verletzt worden und daher musste sein Bein amputiert werden. Von diesem Moment an litt er immer wieder Schmerzen wegen der Prothese und wurde von Albträumen geplagt. Nachdem seine Frau bei der Geburt ihres gemeinsamen Kindes gestorben ist, entschied er sich, sein Leben Gott zu widmen und Pfarrer zu werden. Er ist ein guter Pfarrer, doch je länger je mehr ist er sich sicher, dass Gott sich von ihm entfernt, denn seine Albträume werden stärker, genauso wie seine Schmerzen. Am Ende ist es sogar so schlimm, dass er zu schwach ist, um die Flucht anzutreten und so entscheidet er sich am Ende sein Leben zu opfern. 

Judith: Judith Levin kommt aus gutem jüdischen Hause und wuchs sehr gutbehütet auf. Ihre Mutter, die an einer Lähmung litt, entschied sich Selbstmord zu begehen. Kurz vor ihrem Tod hat sie ihrer Tochter Judith den Rat gegeben, nach Rerik zu gehen und dort ihr Fluchtglück zu versuchen. Obwohl ihr alle davon abraten, entscheidet sie sich in das kleine Städtchen zu reisen. Während der Geschichte entwickelt sich Judith stark. Sie verlässt ihr gut behütetes zu Hause und muss sich in der rauen und brutalen Welt zurecht finden. 

Gregor: Gregor ist Russe und kommt aus Moskau. Er studierte auf der Lenin Akademie und führte eine Beziehung mit Franziska. Als er herausfindet, dass sie eine Spionin ist und er auf sie hereingefallen ist, entscheidet er sich, nie mehr etwas mit einer Frau anzufangen. Daran hält er sich auch und opfert sich von diesem Moment für seine Partei. Er erledigt seine Aufgabe sehr gut, feiert grosse Erfolge und wird daher mit der Aufgabe betraut, in Rerik Propaganda zu betreiben. Doch Gregor ist sich nicht mehr so sicher, ob die Ideen der Partei richtig sind und als der dann den Klosterschüler in der Kirche von Rerik sieht, verändert ihn dieser grundlegend. Von diesem Moment an gibt es für ihn nur noch die Flucht.

Knudsen: Knudsen ist seit Jahren Fischer in Rerik. Er lebt zusammen mit seiner Frau Bertha, die von allen Bewohnern des Städtchens als psychisch krank betitelt wird. Dennoch liebt er sie und entscheidet sich anfänglich auch gegen die Flucht und den Transport des Klosterschülers, um sie nicht allein zu lassen. Er ist Mitglied der kommunistischen Partei, allerdings nicht mehr aktiv. Je länger je mehr entscheidet er sich, dass er nur noch an die Partie glauben, aber nicht mehr für sie arbeiten will. Erst als Gregor in sein Leben tritt, will er sich keine Blösse geben und erledigt seinen Auftrag. 
(fba)

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